Semino Rossi – eigentlich Omar Ernesto Semino – war wieder einmal einer der großen Namen auf der Besetzungsliste der STARNACHT in der Wachau.
Seine Stimme sorgt seit mittlerweile fast 15 Jahren regelmäßig für Gänsehaut und beständig gute Quoten – vor allem unter den weiblichen Zuhörern.
Samtweiche Stimme, dunkle Nougataugen, seine fast schon scheue Zurückhaltung bei den Bewegungen und seine ruhige, sanfte Art zu sprechen – all das sind die Semino-Attribute, die ich seit vielen Jahren kenne, und die ihn für zig-tauende Fans so besonders machen. Beschützens- und Liebenswert!
Aber ist es das was ein echter Mann wirklich möchte? Anzug und Seidenkrawatte – perfekt geputzt Schuhe, eine makellose Frisur und Rasur die den Argentinier mit Wohnsitz Tirol zu einem blitzblanken Gesamtkunstwerk machen….
Irgendetwas ist jetzt anders?
Doch dieses Mal war da etwas, etwas, das ich bei Semino, den ich seit seinen ersten musikalischen Schritten kenne, so noch nie erlebt habe: FEUER – in den Augen! Auch in der Art zu sprechen und seine musikalischen Qualitäten darbieten zu wollen, denn eines sollten alle Musikfreunde wissen, Semino kann weit mehr als nur Soft-Schlager singen!
Er ist ein hervorragender Gitarrist und Musiker, und wenn er seine spanischen Lieder auspackt, dann bleibt keiner im Saal ruhig sitzen.
Semino Rossi hat Latino-Wurzeln – auch wenn man die in den letzten Jahren gerne in Seidenanzüge verpackt hat!
Wie schwierig muss das für einen Künstler sein, die Midlife-Crisis, die ja schon bei „normalen“ Männern oftmals zu seltsamen Ausbrüchen führt – eine Harley Davidson, das erste Engels-Tattoo, der Seitensprung mit einem Mädchen, das eigentlich auch die Tochter sein könnte – alles, alles um nur ja nicht dem wahren Alter ins Auge zu schauen.
Sehr oft aber ist diese Mid-Fifty-Syndrom auch mit einem gravierenden Lebensrichtungswechsel verbunden: Jetzt – etwas Neues beginnen! Bevor es zu spät ist – etwas Neues versuchen, erleben und wagen…
Es scheint, als ob Semino genau diesen Punkt in seinem Leben erreicht hat: er will etwas Neues wagen – künstlerisch, privat, persönlich!
Er hat zweifelsohne das Potential – wenn er sich für die Richtung entscheidet, mit er der glücklich ist, die er offen leben kann – dann sind wir schon gespannt auf den neuen, maskulineren Semino (Ernesto?) – den Latino mit dem Feuer in den Augen, der vielleicht auch die Enge der Tiroler Täler verlassen muss, um neue Horizonte zu erreichen!
Semino - ich wünsche Dir dabei buena suerte de todo corazón!
Fotos: Gerald Lobenwein, A. Landers, Privat, ORF/M.Badzic